"Sanaa ndo boss yangu" ("Die Kunst ist mein Chef")

Ich schreibe hier mal die Geschichte eines Jungen Künstlers auf, der seine Arbeiten auch gerne in Deutschland verkaufen würde.

Wenn ihr Interesse habt ihm zu helfen und etwas kaufen wollt, wendet euch an mich.

 

Hier kommt seine Geschichte:

 

Chogo ist in Dar es Salaam geboren und ging dort zur Schule. Mit 14 Jahren kurz nach dem Ende der Grundschule, die hier in TZ sieben Jahre lang ist, haben sich seine Eltern getrennt und von nun an lebt er an zwei Orten bei zwei Familien gleichzeitig. Nach der Grundschule hat er für ca. ein Jahr Mechaniker gelernt, bis er sich verletzt hat. Ein Wagenheber war kaputt gewesen und das Auto hat sich langsam gesenkt. Als er das gesehen hat, hat er sein Knie darunter gestellt, bis sein Kollege unter dem Auto raus krabbeln konnte. Aber er hatte Glück und konnte ins Krankenhaus gehen, da gerade etwas Geld da war in seiner Familie. Hier gibt es keine Versicherung und wenn man krank ist, dann zahlt man selbst oder die Familie. Wenn man im falschen Moment krank wird, dann hat man Pech...

 

Als es ihm wieder gut ging, beschloss seine Mutter ihn auf die Secondary school zu schicken, was sein Vater allerdings nicht wollte, da er meinte sein Sohn solle arbeiten und Geld in die Familien bringen. Da seine Mutter zu dieser Zeit Arbeit hatte, konnte sie ihm glücklicherweise die Schulkosten bezahlen, so konnte er weiterlernen.

Vier Jahre später, kurz vor den Abschlussprüfungen starb seine Mutter an einer Krankheit. Er blieb bei seinem Vater, die Prüfungen bestand er nicht… Sein Vater wollte nicht, dass er weiterhin zur Schule geht.

 

Da er keinen Plan hatte, was er machen will, spielte er, wie viele Jungs die viel Zeit haben Fußball. Dort hatte er einen Freund, der ihm vom Dogodogo-Center erzählte, was ihn gleich sehr interssierte. Das ist ein Internat für Jungs, die dort Tanzen und Musik lernen können. In diesem Projekt arbeitet mein Mitfreiwilliger und Chogo war der Schüler von dessen Vorgänger, über den ich ihn auch kennengelernt habe. Zusammen mit seinem Freund fuhr er dort hin, füllte das Formular aus und bekam die Möglichkeit zwei Jahre Tanzen, traditionell Trommeln, Gitarre und Theater spielen und viel über den Umgang mit Menschen zu lernen. Nach dem Unterricht malte er gerne und erhielt auch viel Anerkennung dafür.

 

Während dieser Zeit erhielt er auch seinen Spitznamen „Chogo“ was das Kiswahili-Wort für einen großen Hinterkopf ist, den er aber eigentlich gar nicht hat. Er meinte, er wüsste selbst nicht genau, woher der Name herkäme, vielleicht fänden die, die ihn rufen ja besonders schlau. Sein wirklicher Name ist Abuu Hussein, den er aber langsam ablegen will. So sollte ich ihm heute schon helfen seinen Facebook-Namen in „Chogo Ndii“ (also besonders großes Chogo) umzuändern.

 

Im Rahmen des Projektes „Agenda ya Watoto“ zeichnete er Karikaturen zum Thema Behinderung, zwei davon wurden sogar in einem Buch abgedruckt. An dem Erfolg des Buches hatte er aber nicht Teil; dass die Karikaturen von ihm sind hat nie jemand erfahren. Wörtlich meinte er, Gott schulde ihm da noch was.

 

2010 schloss er das Dogodogo-Center ab und kehrte nach Hause zurück, mit dem Plan etwas aus seiner Malerei zu machen.

 

Er begann zusammen mit Freunden T-Shirts zu bedrucken, Postkarten wie diese hier und Gemälde herzustellen und zu verkaufen. Vor allem Touristen kaufen seine Arbeit. Er meinte die würden wenigstens etwas von Kunst verstehen, die Tansanier würden sich ja nur grelle Poster von weisen Stars ins Wohnzimmer hängen.

 

So fragte er mich, ob ich ihm nicht helfen könne seine Postkarten in Deutschland zu verkaufen. Ein Päckchen habe ich schon abgeschickt.

 

Als Gegenleistung hilft er mir in meinem Projekt jeden Mittwoch mein Malprojekt zuleiten, was er auch mit größter Hingabe tut und mit eine gute Hilfe ist. Im Vergleich zu den anderen Tansaniern hat er Ordnung und einen klaren Plan, sodass wir es tatsächlich schaffen das Chaos im Schach zu halten.

 

Sein Traum ist es ein professioneller Künstler zu werden. Er will dass seine Hände wirklich die Arbeit machen und sein Kopf selbst die Dinge erfindet. Wenn er eine neue Idee hatte kommt er gerne zu mir und zeigt sie mir und fragt mich, was ich denke, was er sich dabei gedacht hat. Ihm ist es sehr wichtig, dass sein Kunst etwas Ausdrückt und Sinn macht.

 

Ich glaube an ihn! Wenn ich mir die Leute in Bagamoyo anschaue, die sich für Künstler halten, dann ist er längst schon einer. Er hat gute eigene Ideen und macht keine halben Sachen, wie so viele Tansanier. Sein Perfektionismus, der so vielen hier zu fehlen scheint gefällt mir.

 

Jetzt sitzt er neben mir und hat angefangen auf der Afri-Kaffee-Dose rumzutrommeln, weil ihm langweilig ist, da er schließlich kein Deutsch mitlesen kann aber ich hoffe ich habe seine Geschichte auch zu seiner Zufriedenheit aufgeschrieben.