Ein bisschen übers Alltagsleben

Heute möchte ich mal ein bisschen über das Alltagsleben hier in Mtwara berichten. Heute habe ich Zeit dazu, weil gestern kam jemand von der TRA zu uns in Office und wollte die Business License von Mwaya One sehen, die war nur leider abgelaufen. (Bei der TRA muss man sein Bussiness anmelden und einmal im Jahr Steuern zahlen um ein Geschäft betreiben zu dürfen.) Dass heißt heute bleibt das Office zu, bis es eine neue gibt. Meine Kollegen sind heute bei der TRA aber es ist nicht sicher ob das bis morgen klappt. Die Leute von der TRA sind in ganz Mtwara herumgekommen. Gestern waren viele Läden deshalb zu und wenn alle Ladenbetreiber jetzt bei der TRA Schlange stehen, kann das eine Weile dauern...

Noemi mit geflochtenen Haaren und Dusi
Noemi mit geflochtenen Haaren und Dusi

Ich finde es gar nicht so schlimm, so kann ich ein bisschen Zeit mit Oliver und Noemi und den ganzen lieben Leute hier zuhause verbringen, Wäsche waschen, Noemi die Haare flechten und Blog schreiben.

Hier bei Olivers Familie sind wir Gäste und werden wohl auch bis zur Abreise so behandelt werden. Was heißt, dass wir im Zimmer von Olivers Schwester schlafen, mit ihrem Bett und ihren Möbeln. Sie schläft in einem anderen kleinen Zimmer. Ein bisschen habe ich ein schlechtes Gewissen aber kulturell ist es so, das die Gäste im schönsten Zimmer schlafen dürfen.

 

Außerdem werden wir fast jeden Tag zwei Mal bekocht und den Tee morgens kochen wir auch nicht selbst. Es wird immer in richtig großen Töpfen gekocht. Zwei Kilo Reis, drei Liter Tee usw.

Was gibt es hier überhaupt zu Essen?

Frühstück!
Frühstück!

 

 

Frühstück heißt „Chai“, also „Tee“ mit ganz viel Zucker (ein viertel Kilo pro Topf). Noemi steht auf Tee, logischerweise, hat ja auch so viel Zucker wie Fanta.

Zum Tee gibt es „Vitafunwa“ also etwas zum Kauen, wie Krapfen, Fladenbrote, frittierte Reisbällchen, Reis von Gestern, Kartoffeleintopf, frittierte Süßkartoffeln, Manjok etc. Manchmal gibt es anstatt Tee auch Fleischbrühe mit ein paar Brocken Fleisch, das nennt sich dann „Supu“ oder Bohneneintopf, was ich sehr lecker finde.

 

Zum Mittagessen gibt es zuhause fast immer Ugali. Das ist weißer Maisbrei der nicht gewürzt wird. Dazu gibt es dann etwas, dass besonders gut gewürzt ist. Zum Beispiel, Spinat bzw. gibt es jede Menge verschiedenes Grünzeug, zum Beispiel Kürbisblätter, Manjokblätter, Mchicha (das kenne ich als Feldmelde, dank Magdalena), Chinakohl oder Kraut. Natürlich alles gut durchgekocht. Außerdem gibt es oft Bohnen und oft auch Fleisch oder Fisch dazu. Olivers Mama meint sie hätte Mitleid mit mir, dass ich weder Fisch, noch Fleisch essen würde. Jedes Mal fragt sie aufs Neue, ob ich denn nicht wenigstens Hühnchen essen wollte....

 

Gegessen wird normalerweise auf dem Boden auf dem Mkeka (Matte) und mit den Händen, die man davor natürlich wäscht mit einer Kanne und einer Schüssel. In Restaurants gibt es oft auch einen Eimer in den ein Wasserhahn eingebaut wurde.

Da mein Praktikum nicht weit weg ist von zuhause, werde ich angerufen sobald das Mittagessen fertig ist, und gehe kurz nach Hause.

 

Zum Abendessen gibt es meistens Reis mit irgendwas dazu, oft das was vom Mittagessen noch übrig geblieben ist.

Manchmal gibt es auch einen Kochbananeneintopf oder „Makande“, das ist ein Eintopf mit Bohnen und Mais. Aber viel abwechslungsreicher ist es nicht.

 

 

Wir hatten in Dar es Salaam einen kleinen Benzinkocher. Hier bei uns in Mtwara wird auf Kohlekochern gekocht. (Die Kohle wird meistens zu meinem Erschrecken mit einer Plastiktüte angezündet.) Da die Kohlekocher auf dem Boden stehen und ganz niedrig sind, sitzt man zum Kochen auf einem Eimer und schneidet das Gemüse auf dem Boden.

 

Fließendes Wasser gibt es in Mtwara meistens, also in den Häusern, die an die Wasserversorgung angeschlossen sind. Die Leute, die nicht an die Wasserversorgung angeschlossen sind, müssen das Wasser irgendwo in der Nachbarschaft kaufen und in Eimern oder Kanistern nach Hause tragen. Bei uns im Innenhof gibt es einen Wasserhahn, aus dem fast immer Wasser kommt, außer sonntags eine Weile nach dem der Strom weg ist, da das Wasser mit einer Strom betriebenen Pumpe in den Wasserturm gepumpt wird. Wenn am Abend dann wieder Wasser kommt, ist es erst mal ganz dreckig.

In jedem Zimmer stehen mehrere Eimer oder Kanister um Wasser für die Zeit aufzuheben, wenn kein Wasser kommt.

Das Leitungswasser kann man hier trinken. Es macht keinen Durchfall, es schmeckt nur nicht so gut. Es ist leicht salzig und gechlort und manchmal schmeckt es auch noch rostig. Hier in der Familie trinken das alle. Oliver und ich kaufen uns öfters Trinkwasser, das schmeckt dann besser.

 

In Dar es Salaam haben wir uns nicht getraut das Leitungswasser zu trinken. Dort hatten wir auch kein fließendes Wasser zuhause und meistens hatten wir etwas Sand in den Kanistern. Außerdem kam immer nur jeden dritten Tag oder so, Wasser aus der Leitung bei unseren Nachbarn.

Noemi mit Lidia und Salvina beim Baden
Noemi mit Lidia und Salvina beim Baden

Da es hier in Mtwara nur einen Wasserhahn gibt, muss man das Wasser dorthin tragen, wo man es braucht. Die Dusche ist ein kleiner Raum mit Wasserabfluss. Dorthin nimmt man seinen Eimer mit und ein Becher um das Wasser über sich zu leeren.

Da es immer warm ist, ist auch das Wasser immer lau. Am Anfang in Dar wollte Noemi immer nicht geduscht werden, weil ihr das Wasser zu kalt ist – wie ich dachte. Als ich es ihr aufgewärmt habe, war es immer noch nicht recht... Mittlerweile duscht sie alle paar Stunden, weil es ihr Spaß macht. Kinder dürfen übrigens weder in die Dusche, noch auf die Toilette gehen. Noemi duscht bzw. badet in einer großen Schüssel.

Kürzlich haben wir ihr ein Töpfchen gekauft, was sie mittlerweile einigermaßen erfolgreich benutzt.

 

Wäsche müssen wir von Hand waschen. Was ja nicht so schlimm wäre, würde es nur um meine verschwitzten T-Shirts gehen. Noemi wälzt sich nach ihren Wasserspielchen, oder nachdem sie in die Hose gepinkelt hat, gerne in der roten Erde und läuft mit nassen Socken durch die Gegend. Oft erkennt man nicht mal mehr die Farbe ihrer Klamotten.

 

Das Abwasser läuft übrigens einfach auf die Straße (die nicht geteert ist) bzw. in den Abwassertank unter Toilette und Dusche.

 

Die Müllentsorgung ist nicht so richtig geregelt. Jeden Abend kommt jemand mit einer großen Schubkarre vorbei und ruft laut „We takataka!“. Wir lachen regelmäßig über ihn, man könnte ihn auch falsch verstehen „Du Müll!“ Allerdings habe ich noch nie mitbekommen, dass er stehen bleibt und tatsächlich Müll in Empfang nimmt. Wir trocknen den Müll hinterm Haus und verbrennen ihn dann. Alles zusammen – Zahnpastatuben, Mangokerne, Kartoffelschalen, Plastiktüten,...

Wie sieht das Haus aus, in dem wir wohnen?

Das Haus ist einstöckig, wie die meisten älteren Häuser. Es ist über dreißig Jahre alt. Oliver ist dort geboren. Es gibt ein großes Wohnzimmer und viele große Zimmer, von denen einige vermietet sind. Toilette und Dusche sind im Innenhof. Wenn man aufs Klo muss, während es regnet, wird man nass.

Seit ich das Haus kenne, wird immer mal wieder etwas neues dazu gebaut.

Überhaupt ziehen viele Leute in Häuser, die noch nicht ganz fertig sind und bauen es fertig, solange sie darin wohnen, sobald sie etwas Geld übrig haben. Da es immer heiß ist, macht es ja auch nichts, wenn das Haus noch keine Fenster hat. Viele Häuser haben sowieso keine Glasscheiben, nur da, wo es auch eine Klimaanlage gibt. Bei uns gibt es nur Ventilatoren.

 

Was mir außerdem aufgefallen ist, dass viele Leute immer nur ganz kleine Mengen kaufen. Also Waschmittel für einmal Wäsche waschen, Handyguthaben für einen Tag, Zigaretten einzeln, Rasierklingen statt einer Schere und Essen genau die Menge, die auch gekocht wird z.B. ein halbes Kilo Ugali, eine Zwiebel, sechs Tomaten ein Bund Grünzeug, ein Schluck Öl und etwas Kohle.

Was aber auch gut ist, weil über Nacht wird Essen oft schlecht.

Die kleinen „Maduka“ (Läden) verkaufen alles einzeln. Und wer zuhause nicht so viel Platz hat, oder nicht so viel Zeug rumliegen haben möchte bzw. Angst hat, dass es schlecht wird, kauft eben alles einzeln.

 

Puh, ich hoffe das war verständlich so um mal zu zeigen, wie wir hier leben.

Grüße

Franzi

 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0