Bandarini Trips

Mein Chef Mr. Fakihi ist schon länger damit beschäftigt eine Dokumentation über den Cashewanbau und -verkauf zu erstellen. Auf den Computern im Office stolpere ich immer wieder über Ordner wie „Bandarini Clips“ (Hafen Clips), „Korosho“ (Chashews),...

 

Ab und zu spicke ich da rein, wenn ich nichts Besseres zu tun habe. Meistens Interviews oder Bilder von der Chashew-Ernte. Ich weiß, dass Mr. Fakihi auch ein Grundtück hat auf dem er vor allem Cashewbäume hat. Ich will ihn unbedingt dort mal besuchen kommen.

 

Mit Cashews machen die TansanierInnen dieses Jahr einen guten Gewinn. Der Präsident Magufuli hat zugunsten der Cashew-Bauern den Preis angehoben, heißt es.

 

Olivers Mama hat kürzlich eine Geschichte erzählt von einem alten Cashew-Bauern, der dieses Jahr eine besonders gute Ernte hatte. Beim Verkauf der Cashews wurde dann vor seinen Augen Stapelweise Geld gezählt – mehr als er je gesehen hätte. Als ihm gesagt wurde, er solle sich sein Geld nehmen sei er in Ohnmacht gefallen und später im Krankenhaus gestorben. Zum Glück, war sein Sohn mit dabei, der jetzt keinen Vater mehr hat aber dafür ganz viel Geld. Mama Ima witzelte die Käufer der Cashews hätten ihn besser belügen sollen und ihm statt zwanzig Millionen nur zwei Millionen Schilling für seine Cashews geben sollen. (Zwei Millionen Shilling sind ca. 1.000 Euro.) Das wäre für seine Gesundheit besser gewesen.

 

Bei diesen Geschichten bin ich mir nicht sicher ob das immer so der Wahrheit entspricht, so wurde es mir eben erzählt.

 

Am Montag Nachmittag kann ich meinen Chef zu Dreharbeiten am Hafen begleiten. Er holt mich im Office mit seinem silbernen Carina ab. Wir sammeln Kameras, Stative etc. ein. Ein Regenguss beschleunigt uns, weil er die Autofenster offengelassen hat. Wir rennen also zum Auto um die Fenster zu schließen und fahren los. Auf dem Weg zum Hafen frage ich ihn mal genauer über das Projekt aus.

 

Er hat vom Cashewnut Board, welches seinen Sitz in Mtwara hat, den Auftrag bekommen einen Dokumentationsfilm über den Cashew-Handel in Tansania zu drehen unter anderem um zu zeigen, warum sie nach einem langen Prozess in guter Qualität beim Verbrauchen ankommen. Viele Cashews aus Tansania, die exportiert werden, kommen auf ihrem Weg in Mtwara vorbei und werden von dort aus nach Indien und Vietnam verschifft. Das Cashewnut Borard ist dafür verantwortlich die Entwicklung der Cashew-Industrie in Tansania zu regulieren.

 

Er meint auch dass er so eine Arbeit ungerne Nimka und Co. überlässt, weil sie sich nicht so viel Ärger aussetzen können. An dieser Stelle verstehe ich nicht, was er meint.

 

Wir erreichen den Haupteingang des Hafens, ein großes Tor, das für uns geöffnet wird. Nach einem kurzen Gespräch mit dem Wachpersonal, bekommen wir Besucherausweise und werden zur Security geschickt. Mr. Fakihi meint er hätte eigentlich schon die Filmerlaubnis, sie müsste nur noch einmal abgesegnet werden. Letztes Jahr sei er schon einmal da gewesen aber noch nicht fertig geworden. Wir werden in ein kleines Büro gebeten. Uns fällt zuerst auf, dass es sehr kalt ist. 18°C zeigt die Klimaanlage über dem Kopf des Security-Menschen an. Mr. Fakihi stellt mich und ihn vor, erzählt von seinem Projekt, dem Auftrag des Cashewnut Board und der Filmerlaubnis von letztem Jahr. Der Security-Mensch meint dazu, dass wir eigentlich direkt zum Operation Manager hätten gehen sollen, bei ihm sei schon alles geklärt. Den Brief müsste sein Chef auch noch haben. Allerdings bräuchten wir geschlossene Schuhe und Warnwesten. Wir blicken beide auf unsere Flipflops.

 

Wir steigen wieder ins Auto fahren raus aus dem Haupttor unsere Besucherausweise dürfen wir behalten per Funk meldet der Wachmann uns bei Tor Nummer drei an.

 

Wir überlegen ob wir schnell zuhause vorbei gehen sollen und Turnschuhe holen beschließen, dann aber direkt zu fahren. Schließlich wurden wir angemeldet und haben deren Besucherausweise. An Tor Nummer drei werden wir zum „Staffing“ geschickt. Mr. Fakihi fährt dabei aus versehen über die LKW-Waage und witzelt, dass wir jetzt gewogen werden. Zwischen Autos, Krans und Gabelstablern parken wir und Mr. Fakihi steigt auch und lässt mich im Auto. Ich schreibe Mama Jeni, Olivers Schwester, die am Hafen arbeitet eine SMS und beschreibe wo ich bin. Sie kommt sofort, da sie noch nicht mit Arbeiten angefangen hat. Wir quatschen während Mr. Fakihi sich mit verschiedenen Leuten unterhält. Er kommt wieder und meint der Operation Manager ist in einer Besprechung, die bis zum Abend dauert und am nächsten Tag um halb acht weiter geht. Wir müssen aber unbedingt kurz mit ihm sprechen, meint Mr. Fakihi. Also am nächsten morgen vor halb acht, mit festem Schuhwerk und Warnwesten. Mama Jeni meint, sie hätte noch zwei weitere Warnwesten, die könnten wir uns ausleihen. Wir verabreden uns kurz vor sieben vorm Office.

 

Am nächsten morgen bin ich zwanzig vor sieben vorm Office und warte ganz aufgeregt auf Mr. Fakihi, den ich dann um kurz nach sieben anrufe. Er fragt ob ich schon da sei und meint, dass er jetzt kommen würde. Hä? Als ob er auf meinen Anruf gewartet hätte. Was wenn ich nicht angerufen hätte? Nicht dass wir den Operation Manager nochmal verpassen.

 

Mr. Fakihi wird er schon richtig machen, denke ich und warte weiter. Es passiert mir öfter, dass wenn ich mich mit jemandem an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit verabrede, selbst zu spät komme, eine Weile warte und dann mal anrufe. Dann kommt die Frage: „Bist du schon da?“. „Okay dann komme ich.“ Und ich ärgere mich, dass ich nicht schon früher angerufen habe. Ich hätte wohl schon anrufen sollen, bevor ich da bin. Ist aber auch schön. Das nimmt jeglichen Zeitdruck. Niemand ist einem böse, wenn man eine Weile warten muss. Ich finde das beruhigend zu wissen. In Deutschland habe ich immer ein schlechtes Gewissen jemanden auch nur fünf Minuten stehen zu lassen.

 

Wenn der Operation Manager um halb acht geht, sollten wir ja vorher da sein, aber vielleicht wartet er ja auch auf uns.

 

Kurz vor halb acht kommt er dann mit seiner Carina und in Gummistiefeln um die Ecke. Wir schließen schnell das Office auf, holen die Kameras, lassen den Schlüssel dem Schneider gegenüber und Nimka eine SMS, wo er den Schlüssel findet. Schwungvoll bringt uns Carina zum Hafen. Um kurz nach Halb acht sind wir wieder an Tor Nummer drei und parken zwischen den Krans. Mr. Fakihi lässt mich in Carina zurück, weil sich eine Tür nicht abschließen lässt und er Angst um die Kameraausrüstung hat. Er drückt mir den Autoschlüssel in die Hand, falls man hier nicht parken darf und geht zum Operation Manager um die Erlaubnis zu holen.

 

 

Jetzt sitze ich hier in meiner orangenen Warnweste und fange an ein Konzept für diesen Blogeintag zu schreiben. Um mich herum ist es erstaunlich leise, es laufen Leute alle in Warnwesten und die meisten behelmt an mir vorbei ich sehe die Kräne in der Ferne arbeiten. Ich beobachte auch ein Vogelnest auf einem Tank und fotografiere es heimlich, schließlich haben wir noch keine Erlaubnis und es ist strengstens verboten zu fotografieren. Hier ist das Bild:

 

Dann sehe ich plötzlich Mama Ima. Olivers Schwester arbeitet jeden zweiten Tag hier und macht zusammen mit anderen sauber. Sie trägt eine Warnweste und einen Helm, der ein bisschen lustig aussieht, weil er ihr mit ihren Dreads nicht richtig passt. Oft kommt sie mit einer Tüte Chashews nach Hause, die sie aufgesammelt hat. Zuhause rösten wir sie, so wie ihr das im Video gesehen habt, manche verkauft sie auch.

 

 

Mama Jeni arbeitet jeden Tag hier, wenn es Arbeit gibt. Sie geht immer ihren Namen aufschreiben, meist noch vor Sonnenaufgang. Wenn vor ihrem schon ganz viele Namen stehen, kommt sie noch mal nach Hause und frühstückt mit uns. Wenn sie bald dran ist, ruft eine Kollegin sie an. Ihre Aufgabe ist es, die Säcke zu zählen, die aus einem LKW ausgeladen werden und zu prüfen ob es mit der Angabe übereinstimmt oder sich jemand verzählt hat. Oft beschwert sie sich über die LKW-Fahrer die fahren würden als seien sie besoffen und tatsächlich erzählt sie immer wieder zu fast-Unfällen. Zur Zeit, da es viel Arbeit gibt, hängt sie oft noch eine Schicht dran und manchmal sehe ich sie nicht mehr bevor ich ins Bett gehe. Sie hat keine feste Anstellung. Wenn sie da ist, ist sie da, wenn nicht dann nicht.

  

Nach ungefär einer Stunde kommt Mr. Fakihi wieder. Er meinte, er hätte lange auf den Operation Manager warten müssen, er sei noch nicht da gewesen. Die Erlaubnis hätte er noch nicht bekommen, wir müssen erst noch mal zur Security. Er meint die hier am Hafen seien bekannt dafür, dass alles etwas komplizierter ist. Bei der Security warte ich wieder im Carina. Mittlerweile ist es neun Uhr und Mama Jeni ruft mich an, dass sie jetzt zuhause los geht, sie ist gleich an der Reihe. Sie fragt ob wir schon erfolgreich waren...

 

Jetzt kommt Mr. Fakihi wieder, gemeinsam mit dem höchsten Security Officer, wie er mir sagt. Wir müssen einmal zu seinem Büro. Also fahren wir dem Security Officer hinterher. Einmal um das Gebäude mit seinem Büro drum herum um dann wieder neben dem Eingangstor zu parken.

 

Mr. Fakihi steigt aus und steigt hinter dem Security Officer zu dessen Büro hinauf. Ein bisschen fühle ich mich wie in einer Geschichte von Kafka. Wir werden hin und her geschickt, keine Ahnung, was Mr. Fakihi da drinnen bespricht. Ich glaube bei der deutschen Bürokratie wäre es ein genauso langer Weg, nur eben nicht innerhalb von einem Tag, sondern per Post, Telefon und über mehrere Wochen.

 

Es ist wohl so schwer hier eine Erlaubnis zu bekommen, weil es sehr unerwünscht ist, Bilder zu machen. Polizisten überwachen das und wer sich nicht daran hält, muss eine Strafe zahlen. Warum genau habe ich nicht verstanden, zum Schutz von irgendwas.

 

Diesmal dauert es nicht so lange. Er kommt zurück und meint, jetzt geht’s los.

 

Wir fahren wieder zurück zur Security. Dort nehmen wir einen Angestellten mit, der uns übers Gelände führen wird. Er heißt Afizi. Bei der Feuerwache machen wir halt und bekommen Helme.

Diesmal fahren wir innen durch das Gelände zu den Containern. Wir lassen Carina stehen und schnappen uns die Kameras. Mr. Fakihi gibt mir erst mal die Fotokamera, solange er filmt. Erste Station sind die Schiffe. Wir laufen zu Fuß dort hin, zwischen Krans und LKWs. Hier werden die Container mit den Chashews verladen

 

 

16.000 Tonnen Chashews kann ein Schiff tragen, wenn ich es richtig verstanden habe. Große Kräne heben die vollen schweren Container über die Rehling. Die Container mit den Chashews müssen zuerst verladen werden. Andere Güter, die nur bis Dar es Salaam oder Mombasa an Bord sind, kommen zum Schluss dran, wird uns erklärt.

 

Afizi führt uns weiter zu den leeren Containern. Auf dem Weg begegnen wir Mama Ima und ihren KollegInnen. Sie bitten mich ein Foto von ihnen zu machen.

 

Schnell laufe ich den Männern hinter her.

 

Wir sind jetzt wieder bei der LKW-Waage. Wir nehmen den Eingang, die Umgebung und die vielen beladenen LKWs die sich vor dem Tor stauen auf.

 

Wieder bei den leeren Containern, wird uns erklärt, wie die Container trocken gehalten werden und Insekten davon abgehalten werden Chashews aufzufressen, damit sie nach einer Wochen langen Reise heil am Ziel ankommen und die Kunden in Indien gute Chashews aus Mtwara loben können, erklärt ein Angestellter der Kamera und Mr. Fakihi freut sich, weil er genau so etwas hören möchte für die Doku.

 

Nach ein bisschen Gequatsche mit den Leuten beim „Staffing“ fahren wir kurz nach elf Uhr wieder ins Office mit dem Plan am Nachmittag noch mal zu kommen, da wir die LKWs beim Entladen filmen möchten.

 

Am Nachmittag fahren wir wieder an Hafen. Unterwegs ruft Mr. Fakihi Afizi an. Dieser meint er sei gerade beim Mittagessen, aber eigentlich wüssten wir ja auch, wo wir hin müssen. Am Haupteingang holen wir uns wieder die Besucherausweise ab und überlegen wie wir jetzt zum Tor Nummer drei kommen sollten. Beide Wege dort hin sind von LKWs verstopft...

Wir finden einen Weg. Carina ist schlank und kann sich an den LKWs vorbeiquetschen ohne in den Straßengraben zu fallen.

 

Beim Staffing behaupten die Leute nun, dass sie von nichts wüssten und wir nicht filmen dürften. Eigentlich sind es aber die gleichen Leute mit denen wir am Vormittag gequatscht haben und die sehr wohl wussten, was wir machen. Nach einer Weile kommt uns Afizi zur Hilfe und meint, wir sollen einfach filmen gehen. Mr. Fakihi filmt LKWs die gewogen werden und dann wie sie entladen werden. Die Männer, die die Säcke tragen werden wütend. Sie schimpfen ihn, dass er sie filmen würde, wer ihm das denn erlaubt hätte. Mr. Fakihi ist ein bisschen sauer und meint, dass er bis zur Obersten Instanz gegangen ist und eine offizielle schriftliche Erlaubnis hat. Wie hätte er denn sonst bis hier her kommen sollen, wo alles überwacht wird.

 

Mama Ima kommt hinzu und lacht: „Wahrscheinlich behaupten sie bei der TRA zu arbeiten, dabei tragen sie hier Säcke und wollen deswegen nicht im Fernsehen zu sehen sein.“

 

Es stimmt schon die Leute selbst wurden nicht gefragt, ob sie gefilmt werden wollen...

 

Mr. Fakihi meint er hätte genügend Material und geht einfach zurück zum Auto. Ich folge ihm. Ich habe mich nicht getraut auch nur ein Foto zu machen.

Auf der Rückfahrt regt er sich weiter über die Leute am Hafen auf. Er ist richtig wütend, meint aber, dass wir viel geschafft hätten. Viele Journalisten würden daran scheitern.

 

Gestern habe ich das Material von seinen Cashews bei der Ernte gesehen. Riesige Berge von Chashews! Und er meinte, die Bilder seien vom Anfang, als es noch nicht so viele gab... Insgesamt hätte er 85 Säcke Cashews geerntet, meint er. Ein Sack wiegt ca. 80 Kilo!

 

Mal sehen wie lange es noch dauert bis diese Doku fertig ist. Wenn sie denn so weit ist, darf ich sie euch bestimmt zeigen.

 

Bis bald

 

Eure Franzi

 

 

 

 

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Kommentare: 9
  • #1

    Andrea Ragnit (Sonntag, 22 Januar 2017 17:32)

    Liebe Franzi,

    ich bin schon beim Lesen ganz kribbelig geworden und bewundere dich grenzenlos für deine Geduld und deine Flexibilität :-)

    Und da dachte ich immer, (nur) wir Deutschen sind für unsere bürokratischen Hindernisse berüchtigt....

    LG
    Andrea

  • #2

    przejdź dalej (Montag, 04 September 2017 20:45)

    hojnorostka

  • #3

    zobacz kobietę (Dienstag, 05 September 2017 16:15)

    czepialstwo

  • #4

    zobacz szczegóły (Freitag, 08 September 2017 16:35)

    bułanek

  • #5

    znany sex telefon (Samstag, 09 September 2017 14:23)

    pozoranctwo

  • #6

    anonse sex telefon (Samstag, 09 September 2017 16:08)

    SAD

  • #7

    czytaj dalej (Donnerstag, 14 September 2017 13:53)

    pigalak

  • #8

    towarzyskie seks (Donnerstag, 14 September 2017 21:26)

    brawurowy

  • #9

    seks telefony (Freitag, 13 Oktober 2017 10:53)

    stiuk