Feiertage über Feiertage

Hier endlich, was ich vorgestern geschrieben habe:

 

Nun ist es schon fast einen Monat her, dass ich von mir habe hören lassen... Ich bin in der Zwischenzeit zwei mal nach Dar es Salaam gefahren und wieder zurück, habe Besuch von Felix bekommen, Weihnachten, Geburtstag, eine traditionelle Feier, eine Verlobung und Neujahr gefeiert.

Jetzt bin ich wieder in Mtwara aber heute bin ich nicht zum Praktikum gegangen, weil es seit gestern Abend in unserem Viertel keinen Strom gibt und regnet. Ich höre Gruselgeschichten von einer Kuh, die gestern Abend an einer Stromleitung hängen geblieben ist. Keine Ahnung ob das wahr ist oder in Imas Kopf entstanden ist. Auf jeden Fall sind seit gestern die Leute von der Tanesko, dem einzigen Stromanbieter Tansanias dabei irgendwas zu reparieren. Keiner weiß, wie lange das noch dauern wird. Noch hat mein Laptop Akku aber online stellen kann ich diesen Eintrag bestimmt nicht heute...

 

Mein Bruder, Felix kam am 23. Dezember in Dar an. Ich habe mir frei genommen und Oliver, Noemi und ich sind schon ein paar Tage vorher nach Dar gefahren. Am 24. Dezember sind wir dann mit Felix nach Mtwara gefahren um Weihnachten dort zu verbringen.

 

In Olivers Familie sind alle Christen. Weihnachten ist also ein wichtiger Feiertag. Hier werden von Christen und Muslimen jeweils alle Feiertage gefeiert. Also die Christen haben auch an Muslimischen Feiertagen frei und umgekehrt. Daher habe ich so oft frei.

 

Wir sind am 24. Dezember dann nach einer fast zehnstündigen Autofahrt in Mtwara angekommen, haben für Felix offene Schuhe gekauft, gegessen, geduscht und uns Abschlussballkleid und Anzug angezogen und sind in den Abendgottesdienst gegangen. So sahen wir aus:

 

Heilig Abend ist hier kein Feiertag und ausser einem Gottesdienst, den nur wenige Leute wahrnehmen, passiert sonst nichts. Felix und ich haben uns den Tag über immer wieder gegenseitig daran errinnert, dass heute Heilig Abend ist, weil es sich nicht so angefühlt hat. Kein Schnee, Hitze und der Weihnachtsschmuck – bunte Wimpel, Blumen und Glitzergirlanden – könnten aus meinen Augen auch Schmuck für ein Sommerfest sein. Ab und zu hört man Weihnachtsmusik – Jingle Bells etc. aus den Radios. Das alles hat es nicht geschafft mich so richtig in Weihnachtsstimmung zu versetzten – wohl doch eher ein Sommerfest.

 

Das ist ein Flammenbaum, auf Kiswahili "Mkrismas", weil er an Weihnachten blüht (allerdings auch schon seit November und jetzt blüht er immer noch.):

 

Den Gottesdienst an Heilig Abend fand ich ganz nett. Etwas zu lang – fast drei Stunden – aber dafür mit „Krippenspiel“ und viel Musik. Krippenspiel in Anführungszeichen, weil viel weiter ausgeholt wurde. Es fing an bei Abraham und Sarah über Josef und Moses bis es dann irgendwann um Maria und Elisabeth und dann ganz zum Schluss um Jesus Geburt geht. Das Theaterstück war eher ein kleines Musical mit viel Gesang und Gejubel. Nicht sehr profesionell aber sehr nett zum anschauen mit lustigen Elementen.

 

Ich konnte dem ganzen ganz gut folgen, weil ich kurz davor das Drehbuch für einen Film, den ich mit Mama Jeni, Oliver Schwester drehen möchte, abgetippt habe. Eigentlich war das Theaterstück exakt die Geschichte, die sie auch im Drehbuch erzählt.

 

Die Jahre davor haben Mama Jeni und Jeni auch mitgespielt und meinten sie hätten das viel schöner gemacht, was ich auch glaube. 

Am ersten Weihnachtsfeiertag gab es dann endlich lecker Pilau mit Erbsen für mich und ganz viel Fleisch für die Fleischesser. Nach dem Festessen gab es eine kleine Bescherung. Nicht wie in Deutschland, dass jeder jedem etwas schenkt. Wenn jemand jemandem eine Freude machen wollte war das die Gelegenheit. Noemi hat ihre obligatorische Milch bekommen, Felix hat mit Shampoo und Duschgel aus Weihnachten gepunktet und Oliver und ich haben seiner Mama und Noemi Schuhe geschenkt. Ich habe von Oliver Kakaopulver bekommen.

Am 26. Dezember habe ich mir einen Kuchen gebacken und am Nachmittag durfte ich, wie Noemi auch schon, alle Leute damit füttern. Während „Kata keki tule“ (Schneide den Kuchen an, lasst uns essen.) auf die Melodie von „Happy Birthday to you“ gesungen wurde. Außerdem habe ich von fast jedem ein kleines Geschenk bekommen. 

 

Leider habe ich keine Fotos machen können, weil wir dummerweise das Kameraladekabel in Dar gelassen hatten.

 

Die darauffolgenden Tage haben wir Felix ein bisschen Mtwara gezeigt, waren beim Schneider, auf dem Markt, in meiner Arbeitsstelle, am Strand, haben Billiard gespielt etc.

 

An Silvester waren wir mittags bei der „Unyago“-Feier von Sina, der Tochter von einer Nichte von Oliver eingeladen. „Unyago“ ist ein traditionelles Ritual, das Kinder mit ca. 10/ 11 Jahren durchlaufen müssen. Sina musste dabei zwei Wochen drinnen bleiben und durfte nicht mit anderen Kindern spielen. Ihr wurden Dinge erzählt, die man als Erwachsener wissen muss. Ich weiß nicht genau um was es dabei geht auf jeden Fall wichtige Dinge, wie Sex, Krankheiten gutes Benehmen und die Periode. Daher auch so früh. Am 31. Dezember waren die zwei Wochen vorbei und Sina wurde „raus geholt“. Bei einer Feier mit ganz lauter Musik und vielen auf der Straße tanzenden Frauen in langen bunten Kleidern. Nach einer Weile hat Oliver Sina und ihre Mutter mit dem Auto vorgefahren. Sina hatte ein richtig schickes pinkes Kleid an, einen Schleier und sie war geschminkt wie eine Große. Sie wurde wie ein kleines Kind auf dem Rücken ihrer Mama zu einem Sofa getragen, wo sie von ihrer ganzen Familie, Nachbarschaft und Bekanntenkreis mit Geschenken überhäuft wurde. Anschließend gab es Pilau für alle.

 

Am Abend waren wir bei Mama Brian einer anderen Nichte von Oliver und ihrem Verlobten zum Abendessen eingeladen zum Anlass ihres fünften Verlobungstages.

 

In der Nacht haben wir dann vor dem Haus auf das Neue Jahr gewartet. Punkt zwölf haben wir uns umarmt und uns ein Frohes Neues Jahr gewünscht. Das Feuerwerk blieb ganz aus. Und dass Leute und vorallem Kinder schreiend mit lauten klappernden Dingen durch die Straßen laufen, wurde uns nur erzählt. Das sei die letzten Jahre so gewesen. Der Präsident Magufuli hat das und vorallem das Feurwerk streng verboten, um Einbrüche zu vermeiden.

 

Tatsächlich haben wir nach einer Weile ein Motorad laut knatternd durch die Straßen fahren hören und anschließend eine Poizeisirene. Vor uns auf der Straße haben zwei Jungs mit Leuchtfeuer gespielt. Das war schon das größte Highlight. Kurz darauf sind wir ein wenig enttäuscht schlafen gegangen.

 

Der erste Januar war dann natürlich wieder ein Feiertag an dem es Pilau gab und die Familie zusammen saß.

 

Am Tag drauf sind wir dann wieder nach Dar gefahren um mit Felix noch ein bisschen dort zu sein. Wir waren Bootfahren mit unserem Nachbar der Fischer ist und in Bagamoyo, wo wir Cindy, Noemis ehemalige Kindergärtnerin aus Merseburg getroffen haben. Davon habe ich leider auch keine Bilder, vielleicht kann ich ein paar Handyfotos von Oliver oder Felix nachreichen.

 

Nun ist der Felix wieder in Deutschland, ich wieder in Mtwara aber zu tun gibt es nichts und heute schon gar nicht, weil es keinen Strom gibt...

 

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