Mwaya One im Mtwara

Wir sind jetzt zwei Wochen in Mtwara aber mir kommt es viel länger vor. Es ist schon so viel passiert!

 

Seit eineinhalb Wochen bin ich jetzt bei Mwaya One Media Services. Das Praktikum dort macht mir bisher Spaß. Allerdings habe ich es mir anders vorgestellt aber das macht nichts.

Am Tag nachdem wir in Mtwara angekommen sind, habe ich meinen Chef Mr. Fakihi für ein kurzes Vorgespräch getroffen. Dabei ging es allerdings vor allem um Olivers Musik.

Das Office besteht aus drei kleinen Räumen, einem Empfangsraum mit zwei Sofas und einem Fernseher, dem Druckraum, in dem Siebdruck und Foliendruck praktiziert werden kann und dem Video und Radio Studio. Alles ist ein bisschen eng und chaotisch und vor allem heiß aber trotzdem gemütlich.

An meinem ersten „Arbeitstag“ hat Mr. Fakihi mir und meinen drei Kollegen (oder Mitschülern?) einen Vortrag über Video und Fernsehen gehalten. Also wie man einen Beitrag herstellt, wie die Kamera funktioniert und was man beachten muss, dass man ein schönes Bild bekommt. Für mich nichts Neues aber praktisch zum Vokabeln lernen.

Die drei Jungs also meine drei „Kollegen“ Nimka, Enock und Mussa sind alle ungefähr in meinem Alter und wir verstehen uns gut. Alle drei kennen sich aber weder mir der Videotechnik, noch mit dem Radio aus. Nimka ist Graphik Designer, Mussa, Mr. Fakihis Sohn, hat irgendwas studiert mit dem er keinen Job findet und ist für den Siebdruck verantwortlich und Enock weiß ich um ehrlich zu sein nicht. Er hat eine Schülerin, die jeden Tag kommt und von ihm die Office Programme beigebracht bekommt.

Mir ist nicht so ganz klar, wie sich Mwaya One finanziert. Immer mal wieder gibt es bestimmt einen Auftrag, schließlich sind alle Möglichkeiten da, aber seit ich dabei bin, ist noch nicht wirklich was passiert. Es gibt zwei ganz gute Kameras und vier funktionstüchtige Computer mit jede Menge nützlicher Programme und keine Vieren. Drucken, Scanen, Laminieren, Kopieren, Schneiden, Bücher binden, ist alles möglich. (Es juckt mir in den Fingern, all die Dinge auszuprobieren, ich hatte bisher nur noch nicht die zündende Idee.)

 

Bisher scheint mir, dass die Einrichtung eher auf Bildung abzielt. Alle Leute, die was drauf haben, haben mittlerweile ihre eigene Produktionsstätte und kommen nur zum DVD Cover drucken etc. vorbei. Mr. Fakihi meint, dass sei zwar schade aber auch okay.  

 

 

 

Wie auch immer, ich bin im Bereich Video und Fernsehen ein bisschen eine Lehrerin für die drei geworden. Wir haben erst als Aufgabe bekommen zu zweit irgendwas zu drehen. Mussa und ich haben ein Siebdrucktutorial gedreht. (Bei Gelegenheit lade ich das mal hoch.) Das war zwar ganz spaßig aber für mich nicht so ganz zufriedenstellend. Ich hätte gerne eine Produktion die Sinn macht, egal in welchem Bereich. Nimka ist dabei einen Kalender für den Fussballverein Yanga zu designen. Dabei kann ich ihm nicht wirklich helfen, aber bei kleinen Sachen, wie Einladungskarten oder letzte Woche kam jemand und wollte Passbilder, das habe ich auch übernommen. So werde ich ein bisschen vertrauter mit InDesign, Photoshop, Illustrator und Co.  

Ich hatte auch die Idee, dass wir Postkarten von Mtwara und so designen könnten, weil entweder gibt’s keine oder nur wenige, ich habe auf jeden Fall noch keine gesehen. Allerdings haben die drei erst mal nicht verstanden, was der Sinn davon sein sollte, eine Postkarte zu verschicken. („Man kann doch einfach selber ein Foto machen und das übers Internet an jemanden schicken!“) Ich habe ein paar Fotos gemacht vom Strand und anhand deren haben wir schon einige Postkarten designt. Drucken können wir sie vor Ort. Wir müssen mal in den Hotels nachfragen, ob sie Postkarten verkaufen wollen und ob das Leute kaufen würden.

Im Moment ist diese Idee ein bisschen in Hintergrund gerückt, weil Mr. Fakihi uns die Aufgabe gegeben hat ein Vorstellungsvideo für Mwaya One zu drehen. Das ist gar nicht so leicht wie es sich anhört, vor allem wenn man zu viert ist und jeder eine andere Meinung hat. Mal sehen was dabei rauskommt.

 

Zuhause bei Olivers Familie fühle ich mich richtig wohl. Wir werden rundum versorgt und für Noemi ist auch immer jemand da. Jeden Tag Ugali (Maisbrei) zu Mittag und Reis zum Abendessen hängt mir schon ein bisschen zum Hals raus, aber da gewöhne ich mich noch dran.

Hier mit uns im Haus wohnen Mama Oliver, zwei Schwestern von Oliver und sein jüngster Bruder mit Freundin und Töchterchen Salvina, außerdem einige Mieter, die aber immer nur nett grüßen. Fast jeden Tag kommt die fünfjährige Tochter Lidia von Olivers anderem kleinen Bruder vorbei, mit der Noemi super spielen kann. Außerdem die Tochter von Olivers älterer Schwester mit Sohn Brian und fast-Sohn Kei. Manchmal kommen auch die Nachbarskinder vorbei um mit dem mtoto mzungu (weißen Kind) zu spielen. Noemi wird es hier nicht langweilig.

 

Sie hatte am Samstag Abend ein bisschen Fieber. Da es ihr aber am nächsten Tag wieder super ging, waren wir mit ihr nicht im Krankenhaus. Ein bisschen haben wir uns über ihre Pickel gewundert, haben es aber auf irgendwelche Stechviecher geschoben. Seit vorgestern ist Salvina krank, sie hat Windpocken und sie hat es richtig erwischt... Mittlerweile geht es ihr zum Glück besser. Dafür hat jetzt Brian Fieber. Jetzt wo es bei Noemi schon vorbei ist, sind wir auch mal auf die Idee gekommen, dass sie wohl auch Windpocken hatte.

Ob sie von dem bisschen Windpocken wohl für ihr Leben immun sein wird?

 

Das war mal ein kurzes Update für euch. Da unten noch ein paar Bildchen.

 

Liebe Grüße

Franzi

 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 3
  • #1

    Gabi Klein (Freitag, 18 November 2016 09:27)

    hallo Franzi,
    wieder sehr nett zu lesen.
    Ich habe auch was in dein Gästebuch geschrieben.
    Liebe Grüße, Gabi

  • #2

    Lisa Koch (Samstag, 19 November 2016 10:55)

    Hallo liebe Franzi,
    vielen Dank für dein Tansania-Update! Ich bewundere dich, wie du dich so resolut in dieser doch so ganz anderen Welt durchschlägst. Deine Berichte und Fotos sind sehr interessant, auch das Drehbuch deines Films ist ein makabres Thema - Frauen, die bewusst andere mit Aids anstecken, ist das ein reelles Thema in Tansania!?
    Wünsch dir und deiner kleinen Familie weiterhin viel Glück und Freude und vor allem unverwüstliche Gesundheit!
    Herzliche Grüße
    Lisa

  • #3

    Franzi (Mittwoch, 23 November 2016 08:34)

    Ja Lisa, es ist anscheinend leider wirklich ein reelles Problem, dass nicht nur Frauen, auch Männer andere Menschen mit AIDS bewusst anstecken. Natürlich gibt es da keine Zahlen wie häufig so etwas passiert aber Oliver hat mir schon mehr Mals so eine Geschichte erzählt....
    Franzi