Noemi ist jetzt Tansanierin!

Diesen Blogeintrag möchte ich vor allem Noemi widmen. Schließlich kennt ihr sie auch fast alle, einige von euch kenne ich wegen ihr und ihr habt sie jetzt schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen.

Gestern haben wir endlich ihren tansanischen Reisepass abholen können und wir können nun endlich nach Mtwara fahren! Diesmal waren wir nicht dort, wo wir ihn beantragt haben, sondern wo anders, wo nur Reisepässe abgeholt werden. Dafür waren dort ziemlich viele Leute! Oliver meinte, abholen dauert bestimmt nicht lange. Für hierige Verhältnisse hat es vielleicht wirklich nicht lange gedauert, aber „nur abholen“ hätte schneller gehen können. Am Eingangstor, wird man erst mal, wie am Flughafen kontrolliert. Der Innenhof war dann voller Leute, die sich um fünf Pinnwände versammelt hatten, die von oben bis unten mit Namenslisten vollgepinnt waren. Es hieß, wenn wir ihren Namen hier finden, können wir reingehen und den Pass abholen. Die Namen waren zwar irgendwie ab und zu alphabetisch sortiert aber irgendwie waren die einzelnen Seiten so durcheinander, dass es kein verständliches System gab. Das war auch der Grund, warum so viele Leute um die Pinnwände standen. Nach einiger Zeit habe ich tatsächlich „Noemi Oliver Sadiki“ gefunden! Wir sind reingegangen und es hieß, wir sollten an Schalter 6 (den man vor lauter Leuten nicht sehen konnten) die Quittung abgeben und das Ausstellungsdatum sagen, welches auf der Namensliste stünde. Also sind wir noch mal raus gegangen und haben das Datum gesucht. Tatsächlich stand auf jeder Seite ein Datum, nur auf der Seite, auf der Noemis Name stand nicht...

Also haben wir es erst mal so probiert. Aber an Schalter 6 wurde uns gesagt, wir sollten erst das Ausstellungsdatum herausfinden, er könne nicht alle Pässe durchschauen. Also haben wir uns am Infoschalter angestellt. Die haben uns dann in einen Raum geschickt, in dem es alle Listen in einem Ordner und damit sortiert gibt. Tatsächlich war Noemi Reisepass nicht gestern, sondern schon vor gut einer Woche ausgestellt. Komisch, dass wir ihn nicht vorher abholen konnten... Noemi und ich haben es Oliver überlassen sich zu Schalter 6 vorzudrängen und die Quittung abzugeben. Nach einer Weile kam er zurück und meinte wir sollten jetzt an Schalter 5 warten, da werden die Namen ausgerufen. Bis endlich Noemi ausgerufen wurde, ist bestimmt eine gute halbe Stunde vergangen und wir hatten schon Angst, dass wir es überhört hätten. Zuerst wollten sie Oliver den Pass nicht aushändigen, weil man ihn persönlich abholen müsste. Selbst als er Noemi auf dem Arm hatte, musste er sich noch als der Vater ausweisen. Zum Glück hatten wir Noemis Geburtsurkunde dabei.

Das war „nur abholen“.

Jetzt hat Noemi zwei Reisepässe und kann in Tansania und in Deutschland ein und ausreisen, wie sie möchte.

Ansonsten geht es ihr gut, sie war noch kein einziges Mal krank, außer einmal etwas Schnupfen. Sie kann sich mittlerweile ganz gut auf Deutsch und Kiswahili ausdrücken und scheint langsam auch zu begreifen, dass es zwei verschiedene Sprachen sind. Sie bringt viel durcheinander, verbessert sich aber auch. Kürzlich wollte sie, dass sich Jeni hinlegt und sagte zu ihr „schlafen“ nachdem nichts passiert sagte sie „lala“. „Lala“ heißt hinlegen und schlafen.

Ich dachte auch, dass sie Wörter wie „pipi“ oder „kaka“ durcheinander bringen würden. „pipi“ heißt „Süßgkeiten“ und „kaka“ Bruder. Aber bisher ruft sie die kleinen Jungs „Kaka“ und wenn sie zu mir auf Deutsch sagt, dass sie Kaka gemacht hat, dann sagt sie „Kaka macht.“ zu ihrem Papa sagt sie „a una“. Auf Kiswahili heißt es „nimekunya“. Leider sagt sie es bisher immer nur hinterher...

Agi unsere Nachbarin, ist Noemis beste Freundin geworden, die ihr lustige Sachen beibringt, wie „Acha wewe!“ („Hör blos auf!“) oder „Nyamaza totooooo“ („Sei still, Kind“) und dabei schaukelt sie ihren Kunffi, der mittlerweile Dusi heißt und ein Mädchen ist. Alle Kinder sind übrigens Mädchen auf Deutsch. Auf Kiswahili heißen sie toto oder kaka, also Kind oder Bruder.

Sie sagt auch richtig gerne „ikaki“ also „Sitaki“, was so viel heißt wie „Ich will nicht“.

 

Leider ist gleich der Akku vom Laptop leer und Strom ist ausgefallen. Ich muss wohl erst mal aufhören und schreibe dann später weiter.

 

Jetzt sind schon wieder ein paar Tage vergangen, seit ich das geschrieben habe...

Morgen fahren wir endlich nach Mtwara. Da kann Noemi dann ihre Oma, Tanten und Onkels, Cousinen und Cousins, Großcousinen und Großcousins etc. wiedersehen. Und ich kann endlich mit meinem richtigen Praktikum anfangen.

Der Film, der eigentlich diesen Monat hätte gedreht werden sollen, wurde bis jetzt nicht gedreht...

Es hieß, dass es vielleicht klappt, wenn wir im Dezember ein paar Tage in Dar es Salaam sind um unsere Gäste abzuholen. Mal sehen....

Bisher habe ich nur immer weiter das Drehbuch bearbeitet. Der Film heißt „Sakina, Mtoto wa Nyumbani“, was so viel heißt wie „Sakina, das Hauskind“.

Sakina ist eine Haushälterin, bei einer reicheren Familie. Sie hat zwei feste Freunde, einer davon rät ihr sich zu prostituieren, weil ihr Hausherr sie schon ein paar mal danach gefragt hatte und er gut zahlen würde. Das Geld das sie bekommt, gibt sie ihm, damit er darauf aufpasst. Der andere ist der Sohn des Hausherren. Der Hausherr trifft sich regelmäßig mit einer Prostituierten, die ihn nach einer Weile absichtlich mit AIDS ansteckt. Nach kurzer Zeit hat die ganze Familie AIDS und Sakina ist schwanger vom Hausherren und soll weggeschickt werden. Als sie zu ihrem Freund geht, sagt er ihr, dass sie ihn mit AIDS angesteckt hat und ihr das Geld nicht zurückgibt.

Das war die Geschichte in ganz kurz.

Hendrik, du hattest gefragt, wie mit dem Thema AIDS in Tansania umgegangen wird. AIDS ist auf jeden Fall ein Thema und die Leute, mit denen ich zu tun habe, sind einigermaßen darüber aufgeklärt. Allerdings gibt es Leute, die es einfach ignorieren, oder wie die Prostituierte aus dem Film, die Leute absichtlich anstecken. Die Untersuchung ob man AIDS hat oder nicht ist eine Routineuntersuchung und wird häufig auf Verdacht gemacht, wenn man ins Krankenhaus geht.

 

Allgemein fand ich das Praktikum ziemlich anstrengend und unproduktiv aber dabei habe ich ja auch was gelernt...

Ich hoffe, dass es in Mtwara produktiver ist. Wir werden auf jeden Fall nicht mehr das Problem haben, dass wir nicht wissen, was wir mit Noemi machen. Wenn Oliver Probe hatte oder sonst unterwegs war, habe ich sie mitgenommen. Natürlich haben sich darüber alle Leute gefreut, aber für mich war es super anstrengend.

In Mtwara wohnt Olivers Großfamilie. Viele seiner Verwandten sind zuhause und haben Zeit sich um Noemi zu kümmern. Außerdem sind dort viele Kinder, mit denen Noemi spielen kann. Wahrscheinlich wird es kein Problem sein, sie dort zu lassen.

Sobald sie andere Kinder zum Spielen hat, vergisst sie, dass sie Hunger hat, müde ist oder Eltern hat, die sonst nicht einfach gehen dürften.

Kürzlich hat sie mit zwei vierjährigen Jungs gespielt, die Motorräder gespielt haben. Sie hat sich, genau wie die beiden ein Stöckchen als Lenkstange genommen und ist ihnen fast zwei Stunden lang einfach nur hinterher gerannt. Als wir gegangen sind hat sie geweint bis wir außer Reichweite waren und dann ist sie erschöpft eingeschlafen.

 

 

Liebe Grüße

Franzi, Noemi und Oliver

 

 

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